„Männer für Demokratie“ sind ein überparteilicher Zusammenschluss von Männern, die sich in der Region und darüber hinaus für die freiheitlich-demokratische Grundordnung unserer Gesellschaft einsetzen und in einem Männer-Netzwerk organisiert sind.
Wir treten ein FÜR:
- Demokratie
- Freiheit
- Meinungs- und kulturelle Vielfalt
- Menschenrechte
- Toleranz und ehrliche Wertschätzung
Wir arbeiten gemeinsam für ein soziales, friedliches Miteinander. Wir als Männer fühlen dabei eine besondere Verantwortung, denn es sind überwiegend Männer, die akut unsere Demokratie bedrohen und Einfluss auf unsere Jugend nehmen.
Website: Männer für Demokratie
Erfahrungsbericht von einer Straßenaktion in Mannheim am 28.09. 2024
Rückblickend war es ein sehr erfüllter Tag mit zahlreichen Begegnungen. Zu fünft sind wir ca. 50 Menschen in intensiven Gesprächen über den Zustand der Demokratie begegnet, soziale Begegnung statt sozialer Medien. Zusammenfassend bleibt mir Folgendes eindrücklich in Erinnerung

- Anfahrt nach Mannheim: Erfrischendes Interview im Deutschlandfunk mit dem CDU Politiker Brinkhaus. Erfrischend weil
- er Bereitschaft zu Selbstkritik und Mitverantwortung an der derzeitigen Politikverdrossenheit geäußert hat
- die meisten Antworten mit nachvollziehbaren Beispielen erklärt wurden. Das Thema einfache Sprache wird noch im Laufe des Tages eine Rolle spielen
- Politischer Gestaltungswille mit dem Begriff Ermessensspielraum erklärt wurde, ein Begriff der ebenfalls heute noch eine Rolle spielen sollte. Beispiel ein Unternehmer in Nordrhein- Westfallen hat 2 Standorte, an denen er 2 identische PV Anlagen errichten möchte. Einmal wird ihm die Genehmigung verweigert mit dem Hinweis, dass eine EU Richtlinie dazu noch in Bearbeitung sei und das andere Mal kriegt er die Anlage vom Bürgermeister genehmigt, weil der seinen Ermessensspielraum mutig ausschöpft.
- Klare Ansage, dass Bürokratie in einer nichtvermittelbaren Ausprägung genauso demokratiegefährdend ist wie extreme Parteien
- Begegnungen in Mannheim
- Typischer Einstieg in das Gespräch war oftmals ein kritisches Nachfragen zum Namen unseres Auftritts (warum Männer für Demokratie und nicht Männer und Frauen für Demokratie?), der Irritation, dass wir keine Partei sind und warum wir uns in blau kleiden => Interesse an unserer Arbeit ist geweckt.
- Nach der Erklärung, dass wir besonders Männer in der Pflicht sehen, Verantwortung für eine weltoffene demokratische Gesellschaft übernehmen, weil der Rechtsruck in Meinung und politischer Tat gerade von Männern verursacht wird, hilft den ersten Einstieg in das Gespräch zu schaffen.
- Der Fremdenlegionär: Gegenüber unserem Stand steht ein Mann mittleren Alters mit kahlgeschorenem Kopf in Armeeuniform und beobachtet uns. Mit einer gewissen Erwartungshaltung wie das Gespräch laufen wird trat ich auf ihn zu. Überrascht war ich wie vielfältig er sich informiert und versucht sich daraus seine Meinung zu bilden. AfD lehnt er begründet ab, bei BSW sieht er eher seine politische Heimat. Er findet unsere Arbeit sehr sinnvoll und blüht sichtlich auf, als ich ihm die Wertschätzung für den Meinungsaustausch ausgesprochen habe. Er teilt mir mit, dass die Migration schon ein Problem sei, aber nur ein Teil der gesellschaftlichen Situation. Ein überzogenes egoistisches Denken ist ebenso problematisch. Lehrreich für mich war, wie ich unbewusst Urteile über andere fälle und in der Gesprächsbegegnung meine Urteilsbegrenzung überwinden kann. Eine sehr lehrreiche und vielfältige Begegnung.
- Die Jugend: Auffallend war, dass eher junge Frauen als junge Männer für ein Gespräch offen sind. Diese wiederum waren nach anfänglicher Skepsis von unserem Engagement sehr angetan, da sie Solidarität von alten weißen Männern spürten und dass das für sie Hoffnung macht in der gefühlten bedrückenden Entwicklung der Gesellschaft nach rechts. Auf die Frage, warum gerade die junge Generation die AfD attraktiv findet, kam zunächst sehr schnell die Antwort, dass es deren Auftritt in den sozialen Medien sind. Alle drei jungen Menschen waren aber nicht überzeugt, dass das der alleinige Grund ist, sondern so deren Originalton war, dass ein Teil der Jugend mit Ihrer Wohlstandserfahrung aus Bequemlichkeit einfache Antworten auf komplexe Fragen suchen und die bietet die AfD: Das Leben ist schwierig genug und die Krisen sind anstrengend und daher sind einfache Antworten in einfacher verständlicher Sprache, das was Jugendlichen scheinbar Orientierung gibt. Ein großes Leuchten war in den Augen der jungen Menschen zu sehen, als ich Ihnen vom Ermessensspielraum und mutigen Entscheidungen von Politikern erzählt habe, was ich aus dem Interview des CDU Politikers Brinkhaus mitgenommen habe. So müsste Politik gemacht werden, mutig und nicht immer im bürokratischen Rahmen. Die jüngere Frau mahnte an, dass die Gefahren für die Demokratie weit umfassender sind als der Rechtsruck, sie kann es aber nicht so genau benennen.
- Die AfD wählenden Spätaussiedler: Gemeinsam war den beiden (Alter 66 und 82 Jahre), dass unser Anliegen sich für die Demokratie einzusetzen sehr kritisch beurteilt wurde. Die Verbitterung über den ständigen Streit in der Bundesregierung so der eine, zwingt ihn AfD zu wählen, so kann es nicht mehr weiter gehen, obwohl er von der AfD gar nicht überzeugt ist. Die einfache Frage, wenn er zwischen etwas Schlechtem und etwas noch Schlechterem wählen kann, was würde er dann wählen, brachte ihn für einen kurzen Moment aus dem Konzept. Der Bann war durch diesen Störmoment gebrochen, wir kamen in das Gespräch. Er fand es wohltuend, dass ich Ihn nicht belehrt habe, sondern dass er weiterhin von seiner Meinung überzeugt bleiben kann, AfD zu wählen, sein Urteil über uns: So wie wir auf der Straße das Zuhören leben, so müsste Demokratie funktionieren und er ist begeistert über unsere Arbeit. Der andere hat sich stets beklagt wie wenig Geld er vom Staat bei seiner Einbürgerung nach Deutschland bekam und die Migranten erhalten alles. Ich erlaubte mir die Frage zu stellen, wieviel Geld ein Mensch erhalten sollte, damit er hier leben kann, was ihn sichtbar verunsicherte. Er war überrascht, dass das Arbeitslosengeld II gar nicht so viel ist und war auf einmal viel entspannter. Auch die Frage, ob er aus dem von der rot grünen Bundesregierung 2022 beschlossenen Härtefallfonds auch Geld erhielt, bejahte er und beruhigte sich immer mehr, was zeigt, dass der Ansatz Störmomente zu erzeugen ohne gleich zu belehren sehr hilfreich ist.
- Das grün wählende Ehepaar: Noch bevor ich den Mund aufmachte, gab mir das Ehepaar gleich die Rückmeldung, dass sie grün wählen. Interessanterweise hat sich nur die Frau für unsere Arbeit interessiert. Ihr Ehemann musterte mich von oben herunter mit kritischem Blick, um nach gewisser Zeit die Rückmeldung zu geben, er verunsichere seine Umgebung bei derlei Diskussion mit dem Hinweis Eigenverantwortung. Meine Rückfrage, was er damit meint, beantwortete er wie folgt: Sehen sie auch bei Ihnen wirkt die Verunsicherung. Jetzt müsse er aber gehen, da die Gruppe auf ihn wartet. Etwas mitleidig wünscht er uns noch viel Erfolg. Da ließ er mich in seiner intellektuellen Erhabenheit stehen. Das Gefühl der intellektuellen Überlegenheit erlebe ich oftmals gerade auf grünen Wahlständen. Mit Rechten reden man nicht, so die Meinung. Ich frage mich, bei wem habe ich heute wohl am meisten gelernt, das Ehepaar scheidet aus.
- Fazit
- Störmomente auch bei überzeugter rechter Meinung zu setzen ist immer möglich und kann im Einzelfall zu einem vertieften Meinungsaustausch führen.
- Unser ehrenamtliches Engagement für das Überwinden von Sprachgrenzen und dem Einsatz für eine lebendige Demokratie wird vor allem von jungen Menschen wertgeschätzt: „Alte weiße Männer machen sich Gedanken um meine Zukunft“.
- Tendenziell werden wir eher von jungen Frauen als von jungen Männern wahrgenommen
- In allen meinen Begegnungen insbesondere mit klar bekennenden AfD Wählern, hat keiner die demokratische Grundordnung in Frage gestellt und das war sehr ermutigend. Da hätte ich sehr viel mehr abschätzige Meinung über den Zustand der Demokratie erwartet. Allerdings spüre ich, dass dies keine langzeitstabile Meinung, über die im Grundgesetz definierte demokratische Staatsform mit Ihrer Wahrung universaler Menschenrechte ist. Das bestärkt uns umso mehr, sich auf der Straße im Gespräch mit den Menschen zu zeigen und unsere Haltung zur Demokratie und einer wertschätzenden, weltoffenen Gesellschaft zu vertreten.
- Aus den Erfahrungen des Tages und der zurückliegenden Begegnungen fasse ich die Bedrohungen für die Demokratie aus meiner Sicht wie folgt zusammen
- Extreme Parteien
- Nicht gehört werden
- Überbordende Bürokratie
- Unverständliche Politiksprache, ständiger Streit in der Regierung, mutloses Entscheiden in der Mitte des Ermessensspielraums
- Passivität der Mitte sich zu engagieren und aus dem eigenen Kreis zu treten, wie z.B. Engagement im Ehrenamt, politische Haltung zeigen, Bereitschaft sich politisch zu informieren, etc.
- Verführbarkeit aus Bequemlichkeit
Bildquellen
- 2024-05-16 Manner4demokratie_handout_ND: Männer für Demokratie